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Ellbogengelenksdysplasie - ED


Die International Elbow Joint Working Group (IEWG) fasste Anfang der 90er Jahre eine Gruppe von Ellbogengelenkserkrankungen des jungen Hundes zu einem gemeinsamen Krankheitsbegriff zusammen – Ellbogengelenksdysplasie – ED.

Es handelt sich dabei um drei Gruppen von Erkrankungen:

1.   Entwicklungs- und Ossifikationsstörungen der Elle
     a)  Unvereinigter Processus anconaeus 
     b)  Fragmentierter Processus coronoideus medialis ulnae
     c)  Distractio cubiti (Ulna oder Radius)
     d)  Oberarmknochen - Inkomplette Verknöcherung des Condylus humeri

2.  Osteochondrosis(itis)  des medialen Anteiles des Condylus humeri

3.  Osteoarthrotische Veränderungen des Gelenkes


1.   Entwicklungs- und Ossifikationsstörungen der Elle

 1 a)   Unvereinigter Processus anconaeus (UPA)

Dieser hakenförmige Fortsatz am vorderen Rand des Ellbogenhöckers (= Processus anconaeus; Ankerfortsatz) ist ein eigenes Verknöcherungsszentrum. Er hat damit wesentlichen Anteil an der „Scharnierfunktion“ des Ellenbogens. Physiologisch verschmilzt der Knochenkern bis zum Ende der 20. Lebenswoche mit der Elle.

Für dieses pathologische Geschehen im Gelenk wird in erster Linie ein verzögertes Längenwachstum der Elle verantwortlich gemacht. Bei gleichzeitig physiologischem Wachsen der Speiche sollen dabei Druck- und Scherkräfte entstehen, die von unten auf den Fortsatzkern wirken und eine regelmäßige Verschmelzung verhindern können. Die Folgen sind chronische Instabilität, Entzündungen und früh einsetzende degenerative Reaktionen.

Häufig tritt die Erkrankung beidseitig auf. Besonders betroffen  ist im weltweiten Patientengut der Deutsche Schäferhund.

Symptome:
Lahmheiten bzw. Bewegungsstörungen treten auf, sind anfangs jedoch eher diskret.

Im Röntgenbild lässt sich die Wachstumsstörung erst ab dem 6. Lebensmonat darstellen.

Therapie:
Wird die Erkrankung zu Beginn ihres Auftretens, also zwischen dem 6. und 7. Lebensmonat erkannt, kann durch eine Operation geholfen werden. Muss der Proc. anconaeus nach Abschluss des Wachstums allerdings reseziert werden, ist eine höhergradige Osteoarthrose vorhersehbar. Gleiches gilt auch bei Belassen des unvereinigten Processus, wobei die ständige Irritation des Gelenkes durch das mehr oder weniger lose Knochenstück die Arthrose fördert.

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1 b)   Fragmentierter Processus coronoideus medialis ulnae (FPC)

Der innere Kronenfortsatz der Elle ist der breitere der beiden Gegenlager für die Oberarmkondylen. Grund dafür ist die innen durch das Ellenbogengelenk verlaufende Hauptbelastungsachse der Vorderextremität. Fehlbelastungen infolge von Wachstumsimbalanzen zwischen Elle und Speiche, Verformungen des inneren Anteiles des Condylus humeri oder Entwicklungsstörungen des Kronenfortsatzes selbst können Anlass für die pathologischen Geschehen am medialen Coronoid sein.

Mit ihrem Auftreten ist wiederum zwischen dem 4. und 6./7. Lebensmonat zu rechnen. Unilaterale Erkrankungen sind häufiger.

Bevorzugt betroffen sind folgende Rassen: Golden und Labrador Retriever, Berner Sennenhund, Rottweiler, DSH. 

Viele andere groß- und normalwüchsige Rassen können ebenso daran erkranken.

Diagnose:
Betroffenen Hunde gehen manchmal vorne lahm und stellen das Bein mit den Zehen nach außen. Die orthopädische Untersuchung und die Röntgenuntersuchung geben weiter Aufschluss. Bei etwa 10 % der Patienten ist eine sichere Abklärung nur mittels CT möglich.

ED-Hund

Therapie:
Der tatsächlich fragmentierte Processus mit klinisch-orthopädischen Merkmalen beim heranwachsenden Hund ist eine definitive Indikation zum chirurgischen Vorgehen. Unabhängig von der angewandten Technik – Arthroskopie oder konventionell – kann die Prognose als günstig bis gut eingestuft werden. Mit einer Arthrose im Ellbogengelenk als Spätfolge ist jedoch zu rechnen.

Kontur- und Formveränderungen des Fortsatzes ohne oder mit sehr geringen arthrotischen Zeichen an anderen Lokalisationen des Gelenkes erweitern den therapeutischen Spielraum:

1.  Bewegungseinschränkung, Leinenzwang für 3 bis 6 Wochen,
2.  Konservativ mit entzündungshemmenden Medikamenten in Verbindung mit Knorpelaufbaustoffen
3.  Komplementär-medizinische Verfahren

Wir kombinieren diese Maßnahmen unter strenger klinischer Kontrolle.

Verschlechterungen der Symptome während der Behandlung und/oder Wiederauftreten nach Therapieende führen kompromisslos zur chirurgischen Intervention. 

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1 c)   Distractio cubiti

Stufenbildung, Inkongruenz zwischen den Gelenkflächen von Elle und Speiche sind die Folgen einer Längenungleichheit der beiden Röhrenknochen. Deren Längenwachstum verläuft häufig alternierend und nicht immer im gleichen Ausmaß.

Die Folgen sind entweder ein „Short Ulna Syndrom“ oder ein „Short Radius Syndrom“.

In denselben pathologischen Formenkomplex fällt auch der „Radius curvus“.

Die Distractio cubiti kann als eigenes Krankheitsbild auftreten und Anlass für Lahmheiten sein. Nicht selten ist sie allerdings die Basis für den UPA und/oder FPC.

Diagnose:
Klinisch lassen sich die Symptome der Distractio nicht von denen der bisher beschriebenen Erkrankungen unterscheiden. Zeitpunkt des Auftretens und Art der Lahmheit sind identisch. Klarheit kann nur das Röntgenbild liefern.

Therapie:
Geringgradige Formen (bis 1,5mm) bei sehr jungen Hunden (5 Monate) sprechen in der Regel auf die oben beschriebenen konservativen Therapieformen gut an. Anhaltende Lahmheiten und/oder höhere Stufenbildungen über den 7. Lebensmonat hinaus mit Hinweisen auf Verbiegungen des Radius sind Indikationen für einen chirurgischen Eingriff. Je nach Art der Wachstumsstörung ist eine Ulnaosteotomie (Short Ulna Syndrom) oder eine Ulnaostektomie (Short Radius Syndrom) angezeigt.

Die Prognose ist vorsichtig bis günstig zu stellen.

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 1 d)   Verknöcherungsstörung des Condylus humeri

Die Vereinigung von Capitulum humeri und Trochlea  ist in der Regel bis zum 6. Lebensmonat abgeschlossen. Verzögerungen dieses Entwicklungsschrittes sollen vorkommen und zu gering- bis mittelgradigen Lahmheiten führen.

Therapeutisch wird eine Zugverschraubung empfohlen.

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2)  Osteochondrosis(itis)  des medialen Anteiles des Condylus humeri

siehe unter OCD

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 3) Osteoarthrotische Veränderungen des Gelenkes

Alle primären Erkrankungen des wachsenden Ellenbogengelenkes führen letztlich zur Cubarthrosis chronica deformans.

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In Abhängigkeit von der Höhe der Osteophyten erfolgt nach internationaler Übereinkunft die Einteilung der ED in folgende Grade:

ED-0     Keine Hinweise für Arthrosen

BL         "Borderline" - Veränderungen nicht definiert

ED-1     Osteophyten <2mm

ED-2     Osteophyten 2mm bis 5mm

ED-3     Osteophyten >5mm

Primäre Gelenksveränderungen – UPA, FPC, DC – bedingen grundsätzlich die Diagnose ED-3.

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